28.12.2012

Die so genannten außerschulischen Lernorte in Deutschland boomen. Das Projekt der „Inszenierten Bildung“ in der Autostadt bietet interessante Workshops an. Gemeinsam mit dem Niedersächsischen Kultusministerium entwickelte die Stadt das „Curriculum Mobilität“.

Schulklassen können die Autostadt jederzeit besuchen, es gibt permanente Ausstellungen, wie zum Beispiel das Level Green, wo es um die Idee der Nachhaltigkeit geht. An verschiedenen Exponaten haben interessierte Schüler die Möglichkeit, bestimmte Inhalte zu erörtern. Lehrer können zudem ein Lernarrangement in Form eines Workshops buchen, an dem die Kinder bis zu vier Stunden teilnehmen und praktisch an einem bestimmten Thema arbeiten. Showeffekte, zum Beispiel wenn beim Thema Luftantrieb ein kräftig zischendes Styropor-Auto durch den Raum rast, sollen Schüler motivieren, ihr eigenes Auto zu bauen. Eines der Ziele ist es, Schülern etwas Berufsorientierung mitzugeben und die naturwissenschaftlichen Fächer anschaulich zu gestalten.

Die Autostadt erfüllt laut dem Leiter der „Inszenierten Bildung“, Dr. Michael Pries für die unterschiedlichen Schüler- und Altersgruppen verschiedene Bedürfnisse. Lebenslanges Lernen sei hier wirklich auch Programm. Die Angebote beginnen im Bereich der frühkindlichen Bildung mit der technischen Frühbildung und reichen bis ins hohe Alter. Gewollt ist eine Bildung für „Nachhaltige Entwicklung“, die sich mit weitergehenden Fragen beschäftigt, als nur mit dem Auto von A nach B zu kommen. Warum ist es sinnvoll, für verschiedene Verwendungszwecke unterschiedliche Verkehrsmittel zu nutzen? Worauf muss der Verkehrsteilnehmer achten, er wenn heute mobil sein will; welche Herausforderungen gibt es für eine Gesellschaft, wenn so viele Kulturen zusammenleben? All diese Fragen wollen sie in Wolfsburg integrieren und fächerübergreifend erörtern.

Außerschulische Lernorte sind nichts Neues, dazu zählt auch wenn Schüler Museen, Theater oder Betriebe besuchen. Doch lange nicht alle Aktivitäten erfüllen dadurch die Kriterien eines außerschulischen Lernorts. Wie werden diese Lerninhalte aufbereitet, wer vermittelt sie und inwieweit passen sie zu den schulischen Lerninhalten? In einer Arbeitsgemeinschaft erarbeitete eine Gruppe außerschulischer Lernorte gemeinsam mit Lehrern, Schulen und dem Kultusministerium Lerninhalte, die eine anschaulichere Gestaltung des Schulunterrichts zulassen. Dies führte zu einem fächerübergreifenden Lehrplan rund um das Thema Mobilität, der 2002 an allen Niedersächsischen Schulen eingeführt wurde.

In unmittelbarer Nachbarschaft zur Autostadt befindet sich das „phaeno“ ein weiterer außerschulischer Lernort. Hier setzen die Macher in erster Linie auf eigenständiges Experimentieren. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Alexandra Schautz präzisiert, dass der Ansatz phänomenorientiert ist und die Besucher auf der Ausstellungsfläche Stationen zu einzelnen Naturphänomenen oder technischen Umsetzungen finden, an denen sie selbstständig etwas ausprobieren können. Dazu verwenden die Aussteller verschiedene Themenschwerpunkte, wie physikalische Phänomene, spannende Zusammenhänge aus dem Bereich Biologie oder Versuche zu geographischen Erscheinungen. Um die Angebote in eine bestimmte thematische Richtung zu lenken, führen die Mitarbeiter Workshops oder Entdeckertouren durch, welche die Schüler durch einen bestimmten Teil der Ausstellung leiten. Aber das freie Entdecken steht im Vordergrund, was bei den Schülern besonders gut ankommt. Ein Schüler bestätigt: „Das Beste am phaeno ist, dass man ganz alleine ohne Hilfe und Anweisungen ausprobieren sowie experimentieren kann.“ Der Behaltenseffekt ist viel größer, als wenn Lehrer im Unterricht irgendetwas zeigen. Schülergruppen nehmen für einen Besuch mitunter lange Wege auf sich, können aber auch sicher sein, dass sich der Aufwand lohnt.