12.09.2011

Ab heute strömen täglich mehr als 600 Kinder und Jugendliche durch das neue Glasfoyer der Winnender Albertville-Realschule. Zweieinhalb Jahre nach dem schrecklichen Amoklauf ist der Umbau des Gebäudes fertig gestellt. Ein neues Sicherungssystem gegen weitere Vorfälle ist inklusive.

Den Lehrern ist es in Notfällen ab sofort möglich, die Klassenräume von innen zu verschließen und mit einem Chip von außen zu öffnen – falls sich Schüler einschließen sollten. Farbliche Markierungen und einfach beschriftete Schilder machen es der Polizei bei einem möglichen Einsatz einfacher, die Orientierung zu bewahren. Außerdem sind die Zugänge zu den Klassenräumen so konzipiert, dass sie ein möglicher Attentäter nicht mehr im Rücken der Schüler betreten kann. Denn bei seinem Amoklauf hatte der Todesschütze von hinten auf die ahnungslosen Schüler gefeuert.

Auch in anderen Ländern sind Verbesserungen bei der Sicherheit von Schulgebäuden schon länger im Gespräch. Finnland, welches in den vergangenen zehn Jahren vier Amokläufe mit insgesamt 33 Toten erlebte, möchte bald erste Schutzmaßnahmen ergreifen. Geht es nach dem Willen der zuständigen Arbeitsgruppe, müssen Schulgebäude künftig anders aussehen. In Neubauten soll es stets eine Verbindungstür zwischen Klassenzimmern oder einen zusätzlichen Notausgang geben. Die Regierungsexperten empfehlen zudem, vermehrt auf Kameraüberwachung in Schulen zu setzen. Eine andere Idee sieht vor, einzelne Gebäudeteile in unterschiedlichen Farben zu gestalten, damit bedrohte Schüler per Handy schnell ihre Position übermitteln können. Spezielle Lagepläne könnten Polizei und Feuerwehr überdies bei Hilfseinsätzen effektiv unterstützen. Eine wahres Arsenal an Sicherheitsfeatures also, lediglich Ausweiskontrollen halten die Politiker für überzogen: Sie wollen die Schulen ja nicht in Hochsicherheitstrakte verwandeln.