Die EU-Kommission schlägt vor, die Zugangsvoraussetzungen der Pflegeberufe auf zwölf Jahre Allgemeinbildung bzw. deren Äquivalent anzuheben („Pflege mit Abitur“). Dieser Vorschlag wird nun Seitens der Pflegeverbände, des Deutschen Pflegerats, der Bundesregierung und der Landesregierung mit geteilten Meinungen wild diskutiert.

Deutschland hat im Vergleich zu anderen EU-Ländern bisher die niedrigsten Zugangsvoraussetzungen für die Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege.

Befürwortet wird dieser Vorschlag von dem Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK), dem Deutschen Pflegerat e.V. (DPR) und dem Berufsverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe (BLGS).

In 24 von 27 EU-Staaten sind die erhöhten schulischen Voraussetzungen bereits in Kraft getreten, wodurch eine Aufwertung des Pflegeberufs ermöglicht wurde. Nach Umsetzung der Anpassung bedeutete dies für die examinierten Pflegekräfte einen Rechtsanspruch und Anerkennung ihres Berufsabschlusses im europäischen Ausland.

Die Bundesregierung begründet ihre ablehnende Haltung zu dem Vorschlag mit dem sich bereits abzeichnenden Fachkräftemangel, der sich unter Umständen verstärken könnte, wenn die Pflegeberufe für die Absolventen eines mittleren Bildungsabschlusses nicht mehr zugängig wären. Ähnliche Befürchtungen äußert der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V.. Sie sind der Ansicht, man könne es sich nicht leisten auf junge motivierte Menschen zu verzichten.

Die derzeitige Bewerbersituation der Pflegeschulen spricht auch dafür, geprägt von rückläufigen Bewerbungseingängen und zunehmend schwächer werdenden schulischen Leistungen. Der größte Anteil der Bewerber verfügt über einen mittleren Bildungsabschluss, Bewerber mit einer höheren Schulbildung streben selbstverständlich ein Studium an oder haben andere Perspektiven.

Was es den Fachkräftemangel betrifft, bieten sich Lösungsmöglichkeiten in gestuften und modernisierenden Bildungskonzepten, die es auch Menschen die nicht über die erforderlichen Voraussetzungen Verfügen, das Berufsfeld Pflege zugängig zu machen. Ein breites Spektrum unterschiedlichster Qualifizierungsmöglichkeiten, vom Krankenpfleger bis zur akademischen Pflege, könnte eine neue Lösung sein.

Auch in anderen beruflichen Zusammenhängen könnte diese „Diversity“ ein zukunftsweisender Lösungsansatz sein. Es sollte möglich sein, unterschiedliche Bildungsabschlüsse zu berücksichtigen, um eine Staffelung der Verantwortung in der Ausübung des Berufes vorzunehmen. Dies wird den individuellen Bedürfnissen und Anforderungen des Patienten wie der Gesellschaft am ehesten gerecht.