05.10.2011

In Deutschland droht nach Ansicht des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) ein massiver Schulleitermangel. Dies gab der Verband im Vorfeld des heutigen Weltlehrertages in Berlin bekannt. Der Hauptkritikpunkt ist, dass die Rektoren an den Schulen nicht angemessen bezahlt werden.

Angesichts der unattraktiven Rahmenbedingungen sei es immer schwieriger, freiwerdende Stellen neu zu besetzen, so der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann. Anspruch auf Zulagen und eine Höhergruppierung hätten die Schulleiter in den meisten Bundesländern erst nach erfolgreich bestandener Probezeit. Diese könne wie in Sachsen bis zu drei Jahren dauern. Im Gegenzug wird bei zurückgehenden Schülerzahlen sofort mit dem Streichen einer Zulage oder der Rückgruppierung reagiert. Weiter bemängelte er, dass die Zeit, welche die Rektoren für die Schulleitung benötigen, nicht angemessen auf die Arbeitszeit angerechnet wird. In kleinen Schulen müssen die Schulleiter oft gleichzeitig voll als Klassenlehrer arbeiten. Der VBE fordert, dass die Leitungsarbeit in den unterschiedlichen Schulstufen als gleichwertig anerkannt wird und es keinen Unterschied macht, ob es sich um den Rektor einer Hauptschule oder eines Gymnasiums handelt. Alle Schulleiter sollen die gleiche Wertschätzung erhalten. Nach Meinung des VBE´s sollten sich die Anrechnungszeiten für die Schulleitung erhöhen und die Kommunen in die Pflicht genommen werden, für die hinreichende Ausstattung der Schulen mit Verwaltungspersonal zu sorgen.

Eine gezielte Nachwuchsgewinnung für schulische Führungskräfte ist dringend nötig, denn bereits jetzt ist nach Angaben des VBE in Rheinland-Pfalz fast jede zehnte Grundschule ohne Rektor, in Nordrhein-Westfalen sogar fast jede zwölfte Schule. In einigen Bundesländern müssen Schulleiterstellen mehrfach ausgeschrieben werden, weil sich keine Bewerber melden. Da mehr als die Hälfte der Lehrer 50 Jahre und älter sind, verschärft sich dieses Problem in den kommenden Jahren. In der Wirtschaft sind Führungsaufgaben im Vergleich zum Bildungssektor sehr gut bezahlt. Die finanziell dürftige Anerkennung des Lehrerberufs spiegelt sich auch auf der Schulleitungsebene wieder. In einer vom VBE in Auftrag gegebenen repräsentativen Forsa-Umfrage teilt jeder zweite die Meinung, dass Schulleiter nicht ausreichend auf ihre Aufgaben vorbereitet werden. Das schlägt sich negativ im Ansehen von Schulleitern nieder. Nur 25 Prozent der Bundesbürger gehen von einem hohen Ansehen der Schulleiter in der Bevölkerung aus, 58 Prozent glauben, dass Schulleiter wesentlich weniger Wertschätzung erfahren. 14 Prozent gaben an, dass Schulleiter wenig Respekt genießen. Die geringe Wertigkeit eines Schulleiters zeigt sich auch daran, dass nur sechs Prozent der Befragten den Ruf der Schule mit dem Rektor verknüpfen. 59 Prozent meinen, dass es auch auf das Kollegium ankommt.

Besonders Frauen sind in der Position als Schulleiterin stark benachteiligt, da die Bedingungen und die Bezahlung schlecht sind. Im Amt der Schulleiterin an kleinen Grundschulen bekommen sie nach erfolgreicher Probezeit lediglich eine Zulage zwischen 50 und 100 Euro. Da die Unterrichtsversorgung Vorrang hat, müssen Schulleiter häufig einspringen und können oft die vier bis acht Sockelstunden für ihre Leitungstätigkeit nicht anrechnen. Deshalb verlagern sie die Leitungsarbeit freiwillig in die Abendstunden. In Sachsen gibt es teilweise gar keine Rektoren an Grundschulen mehr, da sonst Unterrichtsstunden wegfallen würden. Es ist in allen Bundesländern eine gängige Methode geworden, die Ausschreibung von frei gewordenen Schulleiterstellen aufzuschieben und stattdessen auf eine kommissarische Leitung zu setzen.