14.1.2012

Erzieherinnen haben im Vergleich zu vielen Arbeitnehmern aus anderen Branchen das Nachsehen. Norbert Hocke, Leiter „Jugendhilfe und Sozialarbeit“ der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), sieht darin ein großes Problem für das gesamte Gefüge der frühkindlichen Bildung und Erziehung und fordert Nachholbedarf.

Schon vor zwei Jahren war das Ergebnis einer Studie alarmierend, denn nur 13 Prozent der Erzieherinnen beklagt darin aufgrund ihrer Arbeit keine gesundheitlichen Beschwerden. Als häufigste Symptome nennen die Erzieherinnen Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Nackenschmerzen und Erschöpfungszustände. Nur 26 Prozent können sich vorstellen, unter Beibehaltung der aktuellen Arbeitsbedingungen gesund das Rentenalter zu erreichen. Dieses Ergebnis ist deutlich schlechter als bei anderen Berufsgruppen. Die Erklärung liegt Hocke zufolge in einer Kombination aus verschiedenen Elementen: Es beginnt mit den täglich steigenden Anforderungen vonseiten der Eltern, der Kinder und der Dienststellenleitung, die auf die Erzieherinnen einwirken. Hinzu kommen schlechte Rahmenbedingungen wie zu großen Gruppen und die wenigen Rückzugsmöglichkeiten. Konstant bleibt der Faktor, dass sich Erzieherinnen häufiger mit Infektionskrankheiten anstecken, als dies in anderen Berufen der Fall ist.

Die im Tarifvertrag 2009 „Betriebliche Gesundheitsförderung im sozialen und Erziehungsdienst“ festgelegten individuellen Rechtsansprüche für die öffentlichen Beschäftigten in den Kitas werden längst nicht überall eingehalten. Eines der Hauptprobleme ist der zu niedrig angesetzte Personalschlüssel, der in den meisten Kitas nach wie vor keine geregelten Pausen zulässt. Dadurch ist es auch nicht möglich, Gruppen zu teilen, um etwa die Gruppengrößen zu verringern. An eine gezielte Sprachbegleitung, die auf einzelne Kinder und deren Bedürfnisse eingeht, ist da nicht zu denken. Bei der nächsten Tarifrunde muss laut Hocke reagiert werden. Bauliche Veränderungen sind dringend nötig, damit es endlich genügend Räume für das Personal gibt. Auch eine intensive Beschäftigung mit den Rahmenbedingungen wie das Älterwerden im Beruf steht auf seiner Forderungsliste ganz oben.

Wer sich über dieses Thema weiter informieren will, bekommt bald eine Plattform geboten: Vom 14. bis 17 Februar 2012 finden auf der didacta die Kita-Seminare 2012 statt. Jeder Tag steht unter einem anderen Themenschwerpunkt. Am 14. Februar geht es um „Gesundheit und Persönlichkeit von Erzieherinnen“.